Iris Bouhra  – Freie Autorin

Tunesische Städte

El Jem

 

In El Jem kann man die Überreste eines römischen Amphitheaters bestaunen. Das Theater von El Jem gilt als das am besten erhaltene Amphitheater aus der Römerzeit. Während seiner Blütezeit im zweiten und dritten Jahrhundert war der Ort sehr wohlhabend, insbesondere der Olivenanbau florierte. Damals lebten in El Jem etwa dreizigtausend Menschen. Es gab drei Amphitheater. Das Amphitheater von El Jem gilt als das drittgrößte in der römischen Welt. Es wurde jedoch niemals fertiggestellt.

Seine durch Arkaden gegliederten Außenmauern sind bis zu vierzig Meter hoch. Der ovale Innenraum ist bis zu einhundertachtundvierzig Meter lang und einhundertzwanzig Meter breit. Das Amphitheater diente dem Amüsement der Herrscher und der Bevölkerung. In der Arena wurden die tödlichen Kämpfe ausgefochten.

In den Kellergewölben kann man die noch gut erhaltenen Verliese besichtigen. Dort wurden Gladiatoren und verfolgte Christen gefangen gehalten und mussten auf ihre tödlichen Auftritte warten. Die schmalen Gänge, die von den Raubtierkäfigen direkt in die Arena führten, sind noch gut erhalten.

 

Hammamet

 

Hammamet ist ein beliebter Badeort. In der alten Medina findet man schöne Handwerks- und Souvenirläden und an der Strandpromenade reiht sich ein Café an das andere und zahlreiche Restaurants mit tunesischen und europäischen Spezialitäten locken die Besucher an.

 

Hammamet Yasmine

 

Hammamet Yasmine ist ein künstlich hochgezogener Teil von Hammamet. In der sogenannten „Touristenmeile“ reiht sich ein Hotel an das nächste und unzählige Cafés, Restaurants und Geschäfte säumen die Straßenränder. Buden mit Zeitungen, Zigaretten, Kaugummis und Telefonkarten im Sortiment wuchern wie Pilze aus den Gehsteigen. Zwischen bunten Läden ragen graue halbfertige Rohbauten in den Himmel.

Hier lauern die Händler auf ihre Kunden, jeder will ein gutes Geschäft machen. Hier geht es ums nackte Überleben. Das Hauptgeschäft läuft im Sommer. In der Hochsaison wird so viel wie möglich gearbeitet und die Menschen versuchen, sich ein kleines finanzielles Polster für den Winter zu schaffen. Im Winter zieht es nur wenige Touristen in das Land. Dann haben die Einheimischen nichts zu tun und sie verbringen ihre Tage mit Schlafen und sitzen die Zeit bis zur nächsten Saison in den einheimischen Cafés ab. Seitdem der Terror auch in Tunesien angekommen ist, hat sich die Situation um ein Vielfaches verschärft.

Der Eingang zur Touristenmedina ähnelt einem Vergnügungspark. Überlebensgroße Elefanten und römische Krieger bildeten den Torbogen. Das Innere der Medina ist einem Bazar nachempfunden. In zahlreichen kleinen Andenkenläden, die Handwerk und Kram anbieten, buhlen die Händler um ihre Kunden. Insbesondere in der „Handwerkergasse“ wird man als Tourist von den Händlern hyänengleich überfallen.

Von jeder Seite tönt es:

„Hallo, Madame. Kommen Sie zu mir in mein Geschäft.“

„Nur gucken, nichts kaufen.“

„Kommen Sie bitte, Madame. Eine Sekunde, nur eine Sekunde.“

„Hallo, Madame. Ich habe eine Frage, kommen sie in meinen Laden.“ „Haben Sie Zeit?“ „Sonderangebot!“ „Schöne Frau, kommen und Kaffee trinken.“

„Deutsch, Englisch, French, Russia?“ „Hübsche Frau, komm in meine Geschäft.“

Man wird mit diesen Sätzen regelrecht bombardiert. Manchmal kommt es sogar zu physischen „Verfolgungen“, die allein dem Ziel dienen, einen Kunden zu gewinnen und man wird regelrecht dazu genötigt, einen Blick in diesen oder jenen Laden zu werfen. Andere pfeifen den Frauen hinterher oder taxieren deren Körper mit unverschämten und eindeutig anzüglichen Blicken.

In Ruhe ansehen kann man sich dort nur sehr selten etwas. Sobald man vor einem Laden stehenbleibt, wird man  wieder  (lautstark) bedrängt. Die Händler müssen blitzschnell reagieren, sie müssen schneller sein als der Verkäufer im benachbarten Laden, sie müssen die Menschen innerhalb weniger Sekunden an sich und ihre Waren binden.

 

Kairouan

 

Kairouan ist nach Mekka, Medina und Jerusalem die viertwichtigste Stadt im Islam. Die Sidi-Oqba-Moschee von Kairouan ist ein „absolutes touristisches Muss“. Es ist die erste Moschee auf afrikanischem Boden, sie wird auch „die Große Moschee“ genannt. Weibliche Gäste dürfen die Moschee nur mit einem Kopftuch betreten.

In der Mitte des Hofes befindet sich das dreistöckige Minarett der Moschee. Der Hof wird von prächtigen marmorgepflasterten Säulengängen umrahmt. In diesen Säulengängen versammeln sich die Gläubigen zum Gebet. Die vierhundertvierzehn Säulen gliedern den Gebetssaal in siebzehn Längsschiffe. Sie entstammen größtenteils aus Funden von römischem und byzantinischem Baugut, das man in Karthago und Sousse sicherstellen konnte.

Nicht-Muslime dürfen den Gebetssaal nicht betreten. Es ist jedoch gestattet, von außen einen Blick hineinzuwerfen. Da der Saal außerhalb der Gebetszeiten nur spärlich beleuchtet ist, ist von diesem antiken Gebäude nur sehr wenig zu erkennen.

 

Kathargo

Kathargo war einst eine mächtige und bedeutende Handelsstatt am Meer, die von den Römern zerstört wurde.

 

Nabeul

 

Nabeul ist für seinen bunten Wochenmarkt bekannt. Jeden Freitag bieten dort die Händler ihre frischen Waren an. Der Weg zum Markt führt quer durch die Stadt.

Auf dem Markt von Nabeul sind mir zum ersten Mal die offensichtlich gebrauchten Kleider aufgefallen, die dort verkauft wurden. Auf mehrere Tische verteilt türmten sich dort Sachen, die aus unseren Altkleidercontainern stammten.

Port el Kantaoui

 

Ähnlich wie Hammamet Jasmin ist auch Port el Kantaoui ein künstlich für den Tourismus angelegter Ort in direkter Nachbarschaft zu Sousse.

 

Sidi bou Said

 

„Das historische Café des Nattes in Sidi bou Said bietet einen wundervollen Panoramablick. Selbst August Macke und Paul Klee verewigten den Ort in ihren Aquarellen. Dieser Ausblick auf das Meer wird Ihnen für immer in Erinnerung bleiben.“ Mit diesen Worten preisen die Mitarbeiterinnen örtlicher Reiseagenturen den Ausflug nach Sidi bou Said oftmals an, so dass man den Eindruck gewinnt, etwas Entscheidendes zu versäumen, wenn man an diesem Ausflug nicht teilnimmt.

Der Ort wurde nach Sidi bou Said, einem heiligen Mann, benannt. „Sidi“ heißt Herr auf Arabisch und „Said“ ist der Glückliche. Der heilige Mann wählte diesen Ort für seine Einsiedelei und nach seinem Tod pilgerten seine Anhänger hierher, um sein Grab zu besuchen. Im sechszehnten Jahrhundert lebten in diesem Ort aus Südspanien geflüchtete Andalusier. Sie verliehen dem Ort sein berühmtes Aussehen: weiß gekalkte Gebäude und leuchtend blaue Türen, Fensterläden und Zäune. Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts schließlich ließ sich in Sidi bou Said der britische Baron Rodolphe d´Erlanger nieder. Er sorgte dafür, dass der Ort unter Denkmalschutz gestellt wurde. Seitdem zählt der Ort zu den meistbesuchten Touristenattraktionen in Nordtunesien.

Selbstverständlich ließ ich mir diesen Panoramablick nicht entgehen. Die Sonne brannte mir auf dem Schädel und der Weg führte durch enge Gassen und über zahlreiche ausgetretene Treppenstufen steil bergauf. Als ich erschöpft oben angekommen war, konnte ich den legendären Ausblick bestaunen: Ich sah Wasser – soweit das Auge reichte!

 

Sousse

 

Das Graugrün der Olivenbäume prägt die Landschaft der Sousse-Ebene. Die knorrigen Olivenbäume lieben den sandigen Boden und sie brauchen nur sehr wenig Wasser.

Umgeben von mächtigen Mauern liegt die alte Hafenstadt Sousse. Sousse war ein beliebtes Urlaubsziel für sonnenhungrige Europäer. Die Badestrände erstrecken sich über viele Kilometer. Ein Hotel folgt dem nächsten und zahlreiche Golfplätze, Diskotheken, Fitnesscentren, Cafés und Restaurants säumen die Küste bis nach Mahdia. In Sousse wimmelt es nur so von Souvenirläden.

Auch auf dem Markt von Sousse entdeckte ich die Berge von Kleidern, die ganz offensichtlich aus deutschen Altkleidercontainern entstammten.

Als Alternative zur Unterbringung in einem Hotel bietet sich in Sousse die Möglichkeit, auf eigene Faust eine Unterkunft zu suchen. Die Auswahl an Appartements in Strandnähe ist groß und die Preise sind verhandelbar.

 

Tunis

 

Eine Schnellstraße führt die Touristen direkt in die Hauptstadt. Tunis sieht aus wie eine deutsche Großstadt, zumindest auf den ersten Blick. Grauer Brückenpfeiler-Beton ist mit bunten Graffiti-Gemälden und arabischen Schriftzeichen bemalt.

Unter der Dynastie der Hafsiden gewann der Ort im dreizehnten Jahrhundert an Bedeutung. Die Hafsiden statteten Tunis mit zahlreichen prächtigen Bauten aus. Die Osmanen erneuerten das Markt- und Geschäftsviertel und schmückten die Altstadt mit zahlreichen Moscheen, Medresen und Mausoleen. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt Tunis durch die Franzosen einen neuen großzügigen Stadtbereich, die Ville nouvelle, die heutige Hauptstraße und Flaniermeile von Tunis. Die neue Stadt umschließt die alte orientalische Medina wie ein Gürtel.

 

Die Kathedrale von Tunis

 

Vor der Kathedrale von Tunis steht das Denkmal des berühmten tunesischen Gelehrten Ibn Khaldoun. Man sagt, die Orgel der Kathedrale sei die Beste von ganz Afrika und Orgelliebhaber aus der ganzen Welt kommen zu den Konzerten, die in der Kathedrale stattfinden.

 

Der Bazar von Tunis

 

Das Warenangebot ist bunt und vielfältig. Die Händler bieten überteuerte Lederwaren, Touristensouvenirs, Schuhe, Schmuck und traditionelle tunesische Bekleidung neben tunesischer Musik und billigen Koranausgaben an. Die auf das Touristengeschäft ausgerichteten Läden wechseln sich ab mit Läden, die Gegenstände für den alltäglichen Gebrauch, Lebensmittel, Obst und Gemüse verkaufen.